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Thema ohne neue Antworten

Allgemeine Fragen zum Röhren-Amp


Autor Nachricht
Verfasst am: 29. 12. 2009 [19:17]
ReinerEz
Themenersteller
Dabei seit: 11.07.2009
Beiträge: 99
Hi!

Ich habe mir vor einem viertel Jahr ungefähr ein Marshall JVM205 Topteil gekauft und habe ein paar Fragen dazu, da ich mit Röhre noch kaum Erfahrungen habe.

Nehmen wir mal an, ich würde eine Spielpause von einer Stunde einlegen. Ist hierbei der Standby Modus noch sinnvoll, oder wäre es schonender den Amp komplett auszuschalten?

Wie merke ich, dass die Röhren ausgetauscht werden müssen und mit welchen Kosten muss ich hierbei rechnen?

MfG
Reiner
Verfasst am: 29. 12. 2009 [23:53]
arky
Moderator
Dabei seit: 21.04.2009
Beiträge: 329
Hallo Reiner,
welche Version hast Du? Im Net habe ich die Info gefunden, dass Dein Amp folgende Röhren hat: 5x 12AX7, 2x EL34 (50-Watt-Version) oder 4x EL34.

Ein sehr bekannter Anbieter u. a. für Röhren ist TAD bzw. Tube Amp Doctor in Worms:
http://www.tubeampdoctor.com/

Manches ist dort nicht am allergünstigsten, aber dafür ist die Auswahl - und Qualität - sehr gut. Dort brauchst Du nur im Schnellsuche-Feld "EL34" einzugeben und erhältst mehrere Ergebnisse (und Preise). Ich hatte mal mehrere TAD-Kataloge und weiß, dass die gängigen Röhren-Type 12AX7 (Vorstufe) und EL34 (Endstufe) in diversen Varianten angeboten werden, deren Haupteigenschaften beschrieben sind. Manche Röhren haben mehr Punch, andere sind "sauberer" und daher eher für Clean-Sounds geeignet, zerren aber früher. D. h. in einem gewissen Rahmen kannst Du die Röhren bei Ersatz Deinem Geschmack/Bedarf anpassen. Endstufenröhren sind in aller Regel selektiert. Ein Duett/Quartett (2 bzw. 4 selektierte Röhren) kostet dann meist mehr als das Vielfache des Einzelpreises, weil noch etwas Zeitaufwand für die Ermittlung von "passenden" Röhren, also mit möglichst geringen Fertigungstoleranzen innerhalb eines Sets anfällt. Die 12AX7-Röhren gibt's ab ca. 10 Euro. Vintage-Freaks suchen oft nach ganz bestimmten Herstellern, die es jetzt gar nicht mehr gibt, das sind dann NOS (New Old Stock), also Restbestände, die noch teuer gehandelt werden. Du kannst ja mal TAD anschreiben und Dich beraten lassen oder mal bei Deinem Händler nachfragen. Ich tippe auf insg. ca. 100 Euro, je nach Type. Für meinen RoadKind wären es vor ein paar Jahren 225 Euro für eine volle Röhren-Neubestückung gewesen, vielleicht sind ja die Preise gestiegen icon_wink.gif

Du kannst auch auf "Alle Produkte" klicken und nach "EL34" (Matched Pair) suchen:
http://www.tubeampdoctor.com/product_info.php?products_id=344
= 49,00 €

Irgendwo auf der Seite kann man sich den TAD-Katalog als PDF herunterladen - habe ich gerade nicht gefunden. Da stehen zu den Röhren Kurzbeschreibungen, wie in den jeweiligen Artikelbeschreibungen auf der Webseite auch.

Die Vorstufenröhren brauchen nicht alle selektiert zu werden. Manche, je nach Position (V1, V2...), sollten evtl. doch selektiert sein, aber das hängt auch vom jeweiligen Amp-Modell ab.

Wann sind Röhren zu wechseln? Eigentlich halten Röhren recht lange. Früher waren Röhren im Schnitt hochwertiger und hatten längere Standzeiten, aber bei normalem Gebrauch halten Röhren in einem Amp bestimmt mehrere Jahre und werden oft aus klanglichen Gründen ausgetauscht und nicht, weil sie kaputt gehen. Frisch klingen Röhren (je nach Charakter) spritzig, höhenreich/voll und werden mit der Zeit immer matter/weicher. Dies geht aber so schleichend, dass man dies nicht wirklich bemerkt, erst wenn man neue Röhren einsetzt. Mit relativ neuen Röhren klingen Amps also am aggressivsten/frischesten. Je nach Geschmack ist es also evtl. gar nicht verkehrt, ältere Röhren zu nutzen. Wenn Du Deinen Amp sachgerecht verwendest, sollten die Röhren 3-5 Jahre halten, bis sie (eher aus klanglichen Gründen) evtl. zu ersetzen sind. Da Endröhren selektiert sein müssen, fällt an sich bei Ausfall einer Röhre gleich ein kompletter Satz neuer Endröhren an. Manche Hersteller verwenden daher einen Labelcode, der es ermöglicht, Röhren aus dieser Code-Gruppe nachzukaufen - zumindest von Mesa/Boogie weiß ich das, wahrscheinlich auch von anderen Anbietern. Ein weiterer Grund für Röhrenwechsel sind Röhren, die beim Spielen deutliche Störgeräusche produzieren. Zum Test wird manchmal empfohlen, bei Betrieb mit einem Bleistift oder ähnliches auf die Röhren zu klopfen und zu prüfen, was passiert. Es gibt aber auch gegenteilige Meinungen, die diese Methode für Blödsinn halten.

Röhren sind übrigens sehr empfindlich/gefährdet, wenn der Amp im Betrieb bewegt wird oder Vibrationen ausgesetzt ist. Wird ein Amp transportiert, sollte er vor dem (Ab-)Transport vorher abkühlen dürfen. Erkaltete Röhren sind deutlich strapazierfähiger.
Verfasst am: 30. 12. 2009 [00:00]
arky
Moderator
Dabei seit: 21.04.2009
Beiträge: 329
Zu Standby/Ausschalten:
Auf die Lebensdauer der Röhren wirkt sich das quasi gar nicht aus. Es wäre sogar besser, Röhren möglichst selten aufzuheizen bzw. durchs Abschalten abkühlen zu lassen, also möglichst lange in Betrieb zu halten. Irgendwo muss man aber auch den Energieverbrauch berücksichtigen. Ein Abschalten wird bei/ab einer Pause von ca. nach 30-45 Minuten empfohlen, davor reicht Standby-On. Es gibt aber auch Studiogeräte, die nach dem Einschalten erst nach einer gewissen Zeit stabile Sounds produzieren, weil neben den Röhren auch noch andere Bauteile Betriebstemperatur erreichen müssen. Bei einem Marshall-Amp wird das wohl nicht kritisch sein. Bei manchen Vintage-Sachen gibt es aber Studios, die ihr Zeugs sicherheitshalber komplett durchlaufen lassen und nie abschalten. In vielen Produktanleitungen werden vom Hersteller Tipps gegeben, ab wann ein Abschalten empfohlen wird.
Verfasst am: 31. 12. 2009 [14:10]
ReinerEz
Themenersteller
Dabei seit: 11.07.2009
Beiträge: 99
Danke mal wieder (wie so oft icon_wink.gif ) für den Rat. Dass diese schleichend Altern habe ich schon befürchtet. Würdest du dazu raten diese selbst zu tauschen? Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung davon - kann dies tatsächlich gefährlich sein wegen der Spannung?

MfG
Verfasst am: 31. 12. 2009 [14:38]
arky
Moderator
Dabei seit: 21.04.2009
Beiträge: 329
Hallo Reiner,

- es tut mir ja auch schrecklich leid, aber oft meldet sich sonst ja niemand icon_wink.gif -

Den Röhrentausch kannst Du locker selbst machen. Es können zwar in Kondensatoren noch stundenlang Restströme stecken, die sich erst langsam entladen. Aber wenn der Amp seit Stunden aus ist, wird das wohl nicht lebensgefährlich sein. Bin aber kein Elektriker in der Hinsicht. Beim Röhrenwechsel brauchst Du auch nicht in die Schaltung einzugreifen und kommst eigentlich mit nichts in Kontakt, da die Röhren außen auf dem Chassis sitzen. Es könnte höchstens sinnvoll/nötig sein, einen sog. Bias-Abgleich vorzunehmen. Bei manchen Amps ist dies nicht nötig, wie es bei Deinem Amp bzgl. Bias-Abgleich aussieht, weiß ich nicht. Bei dieser Einstellung wird der Amp (nach Einsetzen neuer Endstufenröhren) eingeschaltet und dann bestimmte Ströme an den Endröhren gemessen. Diese Ströme müssen entweder identisch sein oder individuell auf jede Röhre abgestimmt werden. An sich kann man das ebenfalls selbst machen, wenn man dafür 1 oder 2 Multimeter griffbereit hat und sich im Internet oder bei Fachleuten schlau gemacht hat, wo wie was gemessen wird. Das ist, wenn man's kan, eine Sache von 5-10 Minuten. Die Ströme lassen sich an irgendwelchen Trimm-Reglern einstellen, was normalerweise mit einem Schraubendreher erfolgt.

Frag' einfach bei Deinem Händler nach, ob Dein Marshall einen Bias-Abgleich braucht. Falls nein, reicht es, Röhren entweder bei Defekt oder wegen nachlassenden Klangs nachzukaufen und den Röhrenwechsel selbst zu machen. Netzstecker ziehen, den Amp abkühlen lassen, die alten Röhren mit vorsichtigen Hin- und Her-Bewegungen aus ihren Röhrensockeln/Fassungen herausziehen und die neuen Röhren genauso vollständig einstecken.

[Dieser Beitrag wurde 3mal bearbeitet, zuletzt am 31.12.2009 um 14:42.]
Verfasst am: 31. 12. 2009 [15:13]
berndkiltz
Admin
Moderator
Dabei seit: 20.03.2007
Beiträge: 437
Hallo Arky,

der Grund warum oft nur Du Dich meldest icon_smile.gif ist nicht nur das sonst keiner wollen würde, sondern das auch nur Du oftmals über das Nötige wissen verfügst icon_wink.gif
Das weiss ich und wissen auch unsere Foren-Teilnehmer sehr zu schätzen, und ich sende hier auch noch einmal ein sehr großes Dankeschön an Dich!
Im letzten Monat war ich auch auf Tour, und konnte mangels ordentlichem Internetzugang auch nicht so häufig ins Forum schauen.

Wünsche auch allen Forenteilnehmer einen guten Rutsch und ein tolles 2010!

LG Bernd.


Bernd Kiltz
Gitarrist
Site Admin
www.guitarsolos.tv
Verfasst am: 31. 12. 2009 [15:32]
ReinerEz
Themenersteller
Dabei seit: 11.07.2009
Beiträge: 99
Jo, das kann ich nur so unterschreiben... es ist schon beeindruckend welches Wissen du darüber angesammelt hast.
Ok, das hört sich harmlos an... ich denke, es sollte kein Problem sein den Wechsel durchzuführen. Aber es sind ja noch ein paar Jährchen bis dahin.

Von mir auch einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Verfasst am: 30. 04. 2010 [21:59]
arky
Moderator
Dabei seit: 21.04.2009
Beiträge: 329
Ich hatte oben angegeben, dass manche Röhren gelabelt sind und sich daher ohne BIAS-Abgleich als selektierte Sets ersetzen lassen - kürzlich hat sich bei meinem RoadKing eine der 6L6 verabschiedet. Die trug (wie die anderen 6L6 im Amp auch) das Mesa-Grading "GRN" (Green). Somit hätte ich eigentlich nur diese eine Röhre wechseln brauchen. Nun ist der Amp aber mehrere Jahre alt, andererseits habe ich ihn nur mäßig benutzt.

Ich habe mich bei TAD beraten lassen und hätte exakt baugleiche Röhren, wie sie von Mesa/Boogie aus ab Werk eingesetzt waren, bestellen können. Mir wurde aber eine relativ günstige Variante genannt und so habe ich beschlossen, gleich alle 4 6L6 zu ersetze. Das GREEN Label steht ja für bestimmte technische Werte, daher habe ich diese 4 Röhren mit dem Vermerk "Mesa/Boogie GREEN Label" bestellt, bei TAD konnten auf Grundlage einer Umrechnungsskala geeignete Röhren zusammengestellt werden. Jetzt läuft der Amp wieder. Einen Unterschied höre ich eigentlich nicht... Geld gespart. Die verbliebenen intakten 3 6L6 dienen jetzt als Reserve.

Fazit: stressfreier Röhrenwechsel ohne BIAS-Abgleich!



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